Schimmelpilze in Wohnhäusern

Schimmelwachstum in Erdgeschossen nur im unteren Wandbereich, sind häufig auf Schäden der Abdichtung zurückzuführen

Schimmelpilze sind relativ einfache Lebewesen, die mit Hilfe von Enzymen vorhandenes organisches Material für ihre Ernährung verwerten.

Es sind tausende Arten bekannt. In der Außenluft sind im Sommer  fast immer tausende von Schimmelsporen (Keimfähige Einheiten) je Kubikmeter vorhanden. Manche der Schimmelpilze geben unangenehm riechende Stoffe ab und verfärben die Oberflächen von Holz, Leder oder Papier. Einige Schimmelpilze sind giftig, andere, wie z.B. die Penicilline oder Käseschimmel sind hilfreich.

Alle Schimmelpilze benötigen für ihr Wachstum erhöhte Feuchtigkeit und organisches Material. Organisches Material ist zum Beispiel in Farben und Tapeten reichlich enthalten. Für viele Schimmelpilze reicht auch der normale und unvermeidliche Hausstaub als Nahrung aus.

Schimmelpilze   lassen   sich   durch   Desinfektionsmittel wie z.B. 75 % Isopropylalkohol  oder   Erhitzung abtöten.

Die in Drogerien erhältlichen Anti-Schimmel-Sprays töten die Schimmelpilze ebenfalls und bleichen die Verfärbungen zusätzlich aus. Der Einsatz von Essigwasser, wie immer noch häufig empfohlen, ist nicht sinnvoll, da Schimmelpilze leicht sauere Oberflächen gegenüber basischen bevorzugen.

Das einfache  Abtöten der Schimmelpilze ist aber nicht dauerhaft wirksam, da sich nach dem Verdunsten der Desinfektionsmittel neue Schimmelpilze ansiedeln können.

Da sich die organischen Materialien meist nicht entfernen lassen, ist für eine nachhaltige Bekämpfung der Schimmelpilze die Beseitigung der Ursachen für die erhöhte Feuchtigkeit das Mittel der Wahl.

Die Ursachen von erhöhter Feuchtigkeit in Wohnhäusern können vielfältig sein. Es kommen undichte Abdichtungen von Dächern oder  Kellern, undichte Wasserleitungen, Restfeuchte aus der Bauzeit, ungeeignete Nutzung und Tauwasserbildung in Frage.

Um die Ursachen der Feuchtigkeit zu finden, ist es oft notwendig, einen Fachmann hinzuzuziehen.

Undichtigkeiten in Abdichtungen und Lecks in Wasserleitungen müssen beseitigt werden. Restfeuchte lässt sich durch den Einsatz von speziellen Trocknungsgeräten beseitigen.

Schwieriger   wird   die   Beseitigung   von   erhöhter  Feuchtigkeit  durch  Tauwasser.

Tauwasser tritt auf, weil die Luft abhängig von Ihrer Temperatur unterschiedliche Mengen von Wasserdampf aufnehmen kann. Bei 20 °C kann ein Kubikmeter Luft bei 100% relativer Luftfeuchte 17,3 g Wasserdampf aufnehmen. Bei 0 °C kann ein Kubikmeter Luft nur noch maximal 4,8 g Wasserdampf enthalten. Wird warme Luft mit hoher relativer Luftfeuchtigkeit abgekühlt, kann sie einen Teil des enthaltenen Wasserdampfes nicht mehr „halten“. Dieses überschüssige Wasser schlägt sich dann in kleinen Tröpfchen als Tauwasser nieder.

Schimmelwachstum an Fensterleibungen ist fast immer auf Tauwasseranfall zurückzuführen

In Wohnräumen geschieht das zuerst an den kältesten Bauteilen. Diese sind häufig die Fensterrahmen- und scheiben, die Fensterlaibungen und die Ecken von Außenwänden. Dort wo der Untergrund saugfähig ist, fällt das Wasser zunächst nicht auf. Beim Vorhandensein von  organischen Bestandteilen im Untergrund und längerer Durchfeuchtung wird es dann sehr wahrscheinlich  zum Wachstum von Schimmelpilzen kommen.

Das Schimmelwachstum wird dabei um so stärker sein, je weniger die Luft an den Stellen mit Tauwasserbildung zirkuliert, denn Schimmelpilze mögen Zugluft nicht.

Was kann man gegen Schimmelpilze an Stellen mit Tauwasseranfall tun ?

Falls die Wärmedämmung des betroffenen kalten Bauteils nicht ausreichend ist, man spricht hier auch von Wärmebrücken, kann Abhilfe durch eine Verbesserung der Wärmedämmung geschaffen werden.

Manchmal führt auch eine verbesserte Luftzirkulation zum Ziel. Das Abrücken von Schränken von der Wand, das Abnehmen von schweren Fenstervorhängen oder großen Gardinenblenden oder das Betreiben eines Ventilators ist in manchen Fällen ausreichend.

Häufig ist es erforderlich, die relative Feuchtigkeit der Raumluft zu senken. Dies ist übrigens entgegen früherer Ansichten für Menschen unschädlich. Die relative Luftfeuchtigkeit der Raumluft kann man durch verbesserte Lüftung senken. Durch die Lüftung sollte die relative Luftfeuchtigkeit im Winter bei Werten um 50 % oder darunter liegen. Die relative Luftfeuchtigkeit misst man mit einem Hygrometer.

Preiswerte elektronische Hygrometer (ab etwa 15 €) sind nach meinen Erfahrungen wesentlich genauer als preiswerte mechanische Hygrometer.

Richtig lüftet man mit der sogenannten Querlüftung. Dabei werden gegenüberliegende Fenster  für 3 bis 5 Minuten gleichzeitig voll geöffnet. Dadurch entweicht die warme feuchte Luft und wird durch kalte trockenere Außenluft ersetzt. Die kalte Luft erwärmt sich bei wieder geschlossenen Fenstern sehr schnell, da die Wände und Decken bei der kurzzeitigen Lüftung nicht auskühlen. Deshalb steigt auch der Energiebedarf kaum und liegt deutlich niedriger als bei ständig angekippten Fenstern.

Durch eine täglich dreimalige Querlüftung von jeweils drei Minuten Länge können bei einer normalen Wohnung auf diese Weise etwa 2,5 Liter Wasser nach draußen gebracht werden.

Weiterhin muss beachtet werden, dass durch die Heizung eine Temperatur zwischen 20°C und 23°C gewährleistet werden sollte. Wenn man im Schlafzimmer niedrigere Temperaturen wünscht, muss dort auch mehr gelüftet werden. Insbesondere ist das Nachströmen warmer und damit feuchter Luft aus warmen in kalte Räume (z.B. auch in den Keller oder den ungeheizten Spitzboden) nach Möglichkeit zu vermeiden. Auch hier kommt es sonst zu Tauwasserbildung an den kalten Gebäudeteilen.

Aus dem selben Grund ist die Lüftung eines feuchten Kellers im Sommer wenig sinnvoll und verschärft eher die Probleme.

Abschließend sei noch auf vier Dinge hingewiesen.

1.)   Andere Mikroorganismen wie Bakterien oder Hefenpilze werden gelegentlich mit Schimmelpilzen verwechselt.

2.)   Ein Zusammenhang der Schimmelpilzkonzentration in der Luft und der Erkrankung zuvor gesunder Menschen konnte bisher nicht nachgewiesen werden.

3.)   Die Problematik ist sehr umfassend und komplex. Die vorstehende Darstellung des Problems ist deshalb keinesfalls vollständig. In vielen Fällen ist die Hinzuziehung eines Fachmanns sinnvoll.

4.)  Der Abriss von Bauteilen wie Putz oder Estrich wegen Schimmelbefall ist fast nie erforderlich. Für nahezu alle Fälle gibt es zerstörungsfreie Sanierungsmethoden.

Zu Problemen mit Schimmelpilzen berate ich Sie gern.